Elektroinstallation im Altbau: Worauf muss man achten?

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Einführung in das Thema

Wenn du ein älteres Haus besitzt oder kaufst, kommst du um ein Thema kaum herum: die Elektroinstallation. Was auf den ersten Blick nach ein paar Kabeln und Steckdosen aussieht, entpuppt sich oft als komplexe Baustelle. Alte Leitungen, überlastete Sicherungen und fehlende Schutzmaßnahmen machen eine Sanierung unumgänglich.

Warum ist die Elektroinstallation im Altbau besonders?

Altbauten wurden meist zu einer Zeit gebaut, in der Strom kein zentraler Bestandteil des Alltags war – geschweige denn Laptops, Waschmaschinen oder smarte Geräte. Die damalige Technik war auf niedrige Lasten ausgelegt, und Sicherheitsstandards waren deutlich geringer als heute.

Häufige Probleme bei alten Stromleitungen

  • Stoffummantelte Leitungen (brandgefährlich!)

  • Fehlende Erdung

  • Keine FI-Schalter

  • Überlastete Stromkreise

  • Steckdosen an völlig unpraktischen Stellen

Gesetzliche Vorschriften und Normen

DIN VDE Richtlinien

In Deutschland gelten die DIN-VDE-Vorschriften für alle Elektroinstallationen. Besonders relevant für Altbauten: VDE 0100, die sich mit Schutzmaßnahmen befasst.

Welche Vorschriften gelten für Altbauten?

Bestandsschutz gibt es – aber nur solange keine Änderungen erfolgen. Sobald du renovierst oder erweiterst, greift das aktuelle Regelwerk. Und das fordert unter anderem:

  • FI-Schalter für alle Steckdosenstromkreise

  • Trennung von Licht- und Steckdosenkreisen

  • Mindestanzahl an Steckdosen pro Raum

Erste Schritte zur Modernisierung

Bestandsaufnahme – Was ist vorhanden?

Bevor der erste Schlitz geklopft wird, sollte ein Elektriker die alte Anlage prüfen: Zustand der Leitungen, Absicherung, Material. Nur so weißt du, woran du bist.

Wann ist eine vollständige Erneuerung notwendig?

Alte Anlagen mit Stoffkabeln oder fehlendem Schutzleiter müssen komplett raus – keine Diskussion. Teilweise kann auch eine Erweiterung ausreichen, etwa bei ausreichendem Leitungsmaterial.

Planung der neuen Elektroinstallation

Bedarfsermittlung – Was wird heute gebraucht?

Mach dir Gedanken: Wie viele Geräte nutzt du pro Raum? Welche Zukunftspläne hast du (Elektroauto, Smart Home, Wärmepumpe)? Lieber gleich mitdenken als später nachrüsten.

Sicherheit und Komfort in Einklang bringen

Sicherheit ist das A und O – aber auch Komfort darf nicht fehlen: Dimmbare Beleuchtung, genügend Steckdosen, Ladepunkte für Geräte, Bewegungsmelder oder USB-Steckdosen.

Stromkreise sinnvoll planen

Pro Raum ein Stromkreis ist oft sinnvoll. Küche, Bad und Außenbereiche sollten jeweils eigene Absicherungen bekommen. So verhinderst du Überlastungen und erhöhst die Ausfallsicherheit.

Materialien und Komponenten

Welche Kabel sind heute Standard?

NYM-J Leitungen sind heute Standard. Die Querschnitte müssen zu den Stromstärken passen: 1,5 mm² für Licht, 2,5 mm² für Steckdosen – mit Absicherung durch passende Leitungsschutzschalter.

Sicherungen, FI-Schalter und Verteilerkästen

Moderne Anlagen nutzen FI-Schalter (30 mA) für Personenschutz. Dazu kommen LS-Schalter (Leitungsschutz) und oft auch Überspannungsschutz. Der Verteilerkasten muss entsprechend dimensioniert sein.

Herausforderungen im Altbau

Umgang mit bröckelndem Putz und engen Schächten

Altbau bedeutet oft: enge Mauerschlitze, bröckelnder Putz, kein Platz für Kabelkanäle. Hier hilft Erfahrung und handwerkliches Geschick – oder alternative Verlegearten.

Asbest, alte Stoffisolierungen und andere Gefahren

In vielen alten Häusern finden sich noch gesundheitsgefährdende Materialien. Finger weg und unbedingt Fachleute hinzuziehen!

Smart Home im Altbau – Geht das?

Integration moderner Technik in alte Gebäude

Ja, das geht! Auch Altbauten können mit smarter Technik ausgestattet werden – von Lichtsteuerung bis Heizung.

Funklösungen vs. Kabelverlegung

WLAN- oder Funklösungen sind oft einfacher und kostengünstiger. Aber: Kabelverbindungen sind stabiler und sicherer. Ein Mix kann sinnvoll sein.

Arbeiten durch Fachpersonal

Was darf der Laie selbst machen?

Kleinere Arbeiten wie Steckdosenabdeckungen tauschen – okay. Alles, was mit Stromkreisen oder Verteilerkästen zu tun hat: Finger weg!

Warum ein Elektriker unverzichtbar ist

Weil’s um Leben und Tod gehen kann. Fehlerhafte Installationen können Brände oder Stromschläge verursachen. Ein Fachmann kennt alle Vorschriften – und haftet auch dafür.

Kosten und Fördermöglichkeiten

Was kostet eine Altbau-Elektrosanierung?

Rechne mit 80–150 € pro Quadratmeter – je nach Umfang und Ausstattung. Smart-Home-Technik kostet zusätzlich.

Förderungen und steuerliche Vorteile

Die KfW fördert Maßnahmen zur energetischen Sanierung, auch bei Elektrotechnik – etwa beim Einbau effizienter Systeme oder in Verbindung mit altersgerechtem Umbau.

Zeitplan und Ablauf

Wie lange dauert eine typische Sanierung?

Je nach Umfang: 1–3 Wochen. Wichtig ist die Koordination mit anderen Gewerken (z. B. Putz, Maler, Heizung).

In welcher Reihenfolge wird gearbeitet?

  1. Planung

  2. Rohinstallation (Kabel verlegen, Dosen setzen)

  3. Verputzen, streichen

  4. Endmontage (Steckdosen, Schalter, Lampen)

Tipps zur Umsetzung

Stolperfallen vermeiden

  • Billige Anbieter meiden

  • Keine Steckdosen sparen

  • Langfristig planen

Checkliste für Bauherren

  • Elektriker beauftragen

  • Bestand prüfen lassen

  • Bedarf planen

  • Angebot einholen

  • Förderung prüfen

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

LED, Bewegungsmelder und smarte Steuerung

Moderne Beleuchtungssysteme sparen nicht nur Strom, sondern erhöhen auch den Komfort – besonders in Altbauten mit hohen Decken und langen Fluren.

Strom sparen durch intelligente Technik

Zeitschaltuhren, Heizungssteuerung oder smarte Thermostate helfen, Energie gezielt und effizient zu nutzen.

Häufige Fehler bei der Altbausanierung

Typische Missverständnisse und Irrtümer

  • „Altbau = kein FI nötig“ – Falsch!

  • „Ein Stromkreis reicht für alles“ – auch falsch.

  • „Das war schon immer so“ – gefährlich!

Was kann teuer werden?

  • Nachträgliche Änderungen

  • Pfusch vom Billig-Handwerker

  • Schäden durch fehlerhafte Installation

Fazit

Die Elektroinstallation im Altbau ist kein Selbstläufer – aber auch kein Hexenwerk. Mit guter Planung, fachlicher Unterstützung und einem klaren Blick für Sicherheit und Zukunft kannst du dein Zuhause fit für die kommenden Jahrzehnte machen. Denk dran: Strom sieht man nicht – aber man merkt schnell, wenn er fehlt oder gefährlich ist.

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